DACHAUER SYMPOSIUM ZUR ZEITGESCHICHTE 2019
Sinti und Roma:
Der nationalsozialistische Völkermord in historischer und gesellschaftspolitischer Perspektive
Freitag, 25. Oktober / Samstag, 26. Oktober 2019
Beginn: Freitag, 13.00 Uhr / Ende: Samstag, 12.30 Uhr
Tagungsort:
Max-Mannheimer-Haus.
Studienzentrum und Internationales Jugendgästehaus
Roßwachtstraße 15
85221 Dachau
Fon +49 (0) 81 31 61 77-10
Fax +49 (0) 81 31 61 77-19
Email: bildung@mmsz-dachau.de
Online: www.mmsz-dachau.de
Bitte melden Sie sich bis zum 5. Oktober 2019 über die Homepage des Max-Manheimer-Hauses an: www.mmsz-dachau.de
Der Völkermord an den Sinti und Roma erfuhr erst eine öffentlich weithin sichtbare Anerkennung, als 2012 in Berlin das zentrale Denkmal für diese Opfergruppe geschaffen wurde. Noch bis weit in die 1970er Jahre war die Behauptung gang und gäbe, die Verfolgung der Minderheit und selbst die Deportationen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau seien keine rassenpolitisch motivierten Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes gewesen.
Dachau ist in Bezug auf den Völkermord und seine Nachgeschichte ein zentraler Ort: Ab 1938 waren große Gruppen von Sinti und Roma im Konzentrationslager inhaftiert und insbesondere den Medizinverbrechen ausgesetzt. In der KZ-Gedenkstätte fand 1980 ein Hungerstreik statt, der wie die im Jahr zuvor von der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma in der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen durchgeführte Gedenkkundgebung zu einer Wende in der Wahrnehmung des Völkermordes beitrug. Aufmerksamkeit erregte schließlich 1993 der Protest gegen die staatliche Abschiebung von Roma, dessen Schauplatz erneut die KZ-Gedenkstätte Dachau war.
Das Dachauer Symposium wendet sich der Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit zu. Gefragt wird ferner nach den Kontinuitäten und Brüchen nach 1945. Antiziganistische Einstellungen haben nicht nur das Leben der Überlebenden und deren Nachkommen überschattet, sondern erschweren bis heute auch die Bildungsarbeit. Welche Bedeutung die Aufarbeitung des Völkermordes für den Kampf um eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe der Minderheit in Deutschland hatte und hat, sind zentrale Fragen, um die es beim Symposium ebenfalls gehen wird.
Es laden herzlich ein:
■ Florian Hartmann, Oberbürgermeister der Stadt Dachau
■ Michael Waldhäuser, Max-Mannheimer-Haus, Dachau
■ Karola Fings, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Wissenschaftliche Leitung)
■ Sybille Steinbacher, Goethe-Universität Frankfurt am Main/Fritz Bauer Institut (Projektleitung)
Veranstalterin:
■ Stadt Dachau, Amt für Kultur, Tourismus und Zeitgeschichte
Das vollständige Veranstaltungsprogramm finden Sie in dem
Flyer zum
Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte 2019.
Im Anschluss an das Symposium besteht am 26. Oktober 2019
nachmittags die Möglichkeit zu einem geführten Rundgang
durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. Der Fokus der Tour wird auf
der Geschichte der Häftlingsgruppe der Sinti und Roma im Lager
liegen.
PRESSE
Süddeutsche Zeitung, 28.10.2019
Historiker beschäftigen sich beim Dachauer Symposium mit dem nationalsozialistischen Völkermord an Sinti und Roma. Stereotypen aus der NS-Propaganda wirken bis heute nach. Betroffene fürchten sich erneut - wegen der AfD
Süddeutsche Zeitung, 28.10.2019
Kommentar:
Sinti und Roma werden in Deutschland noch immer diskriminiert. Das Dachauer Symposium hat jetzt Wege aufgezeigt, wie man den Vorurteilen gegenüber dieser Volksgruppe begegnen kann
TAGUNGSBAND
Sinti
und Roma
Der nationalsozialistische Völkermord in
historischer und gesellschaftspolitischer
Perspektive
Hrsg. v. Karola Fings und Sybille Steinbacher
Wallstein, Göttingen 2021, 288 S., 20 EUR
Der Völkermord an den Sinti und Roma erfuhr erst eine
öffentlich weithin sichtbare Anerkennung, als 2012 in Berlin
das zentrale Denkmal für diese Opfergruppe geschaffen wurde.
Doch bis heute ist das Wissen um die Verfolgung der Minderheit und
den an ihr begangenen Völkermord gering.
In historischer Perspektive werden das Verfolgungsgeschehen im
Deutschen Reich, das Leid im Konzentrationslager Dachau sowie die
Tötungsverbrechen in Ost- und Südosteuropa dargestellt.
Dem Spannungsfeld von Täter- und Opferperspektiven und den
Kontinuitäten und Brüchen nach 1945 gilt ein besonderes
Augenmerk. In gesellschaftspolitischer Perspektive werden Fragen der
Vermittlungs- und der Bürgerrechtsarbeit problematisiert sowie
die Bedeutung des bis heute wirkmächtigen Antiziganismus
für die Überlebenden und deren Nachkommen thematisiert.
Rezension
Süddeutsche Zeitung, 20.06.2021
Die Vergessenen verschaffen sich Gehör
Erst Jahrzehnte nach dem Genozid an Sinti und Roma markiert ein Hungerstreik von Aktivisten in Dachau den Wendepunkt in der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Volksgruppe. Der Tagungsband des Zeitgeschichts-Symposiums zeichnet diese Entwicklung nach